© Angela Bungarz
Angela Bungarz(AB) ist Bloggerin aus Köln. Auf ihrer eigenen Webseite https://www.crossartlive.de/ berichtet sie über Vernissagen von regionalen Kunstausstellungen, schreibt Künstler*innen-Porträts und bietet einen Textservice für Künstler an. Zudem hat sie das Buch mit dem Titel „Das Lächeln vom Eierplätzchen",einem Künstlertreff in der Kölner Südstadt, veröffentlicht.
Corona-ArtExperience(C-AE): Hallo Angela, schön, dass du bereit bist, in diesem Interview von deinen persönlichen sowie beruflichen Erfahrungen mit der Corona-Pandemie zu berichten.
C-AE: Wie hast du dieses erste Jahr Corona für dich beruflich erlebt?
AB: In meinem Hauptjob war und bin ich beruflich und wirtschaftlich nicht eingeschränkt. Im Gegenteil, wir hatten sogar noch mehr Arbeit. Einzige, aber auch nicht zu unterschätzende Umstellung war das Home-Office, eine ganz neue Erfahrung. Im Winter morgens bei Regen, Schnee und Kälte nicht raus zu müssen, ist sicherlich ein Vorteil. Trotzdem zeigt sich langfristig, dass der direkte Kontakt zu den Kollegen fehlt.
Corona-Erfahrungen als Kunstbloggerin
C-AE: Hast du ähnliche Erfahrungen in deiner Tätigkeit als Bloggerin gemacht?
AB: Bei meiner Nebentätigkeit als Bloggerin sah das schon anders aus. Hier erging es mir wie vielen anderen Künstler*innen, die ich Anfang diesen Jahres für einen Blog-Artikel befragt habe. Wie viele Künstler*innen geschildert haben, so erging es mir auch, ich war wie gelähmt, blockiert und hatte keine Motivation, keine Ideen – nichts – einfach keine Lust, mich überhaupt ans Laptop zu setzen und zu schreiben. Worüber auch? Über ausgefallene Ausstellungen und Vernissagen? Zu anderen Themen hatte ich keine Lust und keine Energie. Ich musste die neue Situation erst mal für mich selber sortieren und verarbeiten. Der Sommer war dann sehr entspannend, mein System hat sich erholt, wobei unser sonntägliches „Eierplätzchen-Montmartre" (Künstler-Treff in der Kölner Südstadt) sicherlich auch mit dazu beigetragen hat. Da war spürbar, wie die Energie und die Kraft wieder zurück kamen.
C-AE: Hat sich die Situation für dich – Stand heute – im Vergleich zu vor einem Jahr verändert?
AB: Die ersten digitalen/virtuellen Ausstellungen, die Peter Mück für crossart international Anfang des Jahres initiiert hat, und insbesondere auch die Live-Zoom-Vernissagen, die ich ja auch ein klein wenig mit gestalten durfte (siehe Eröffnungs-Video), waren und sind doch sehr aufbauend. Auch mit der Kunst auf die Straße zu gehen (zur Erklärung: ich bin hier viel mit Peter Mück und seinem Kunst-Fahrrad im öffentlichen Raum unterwegs) und so den Kontakt zu den Menschen zu halten, gefällt mir sehr gut. Der Austausch mit anderen, und das am Besten in direktem Kontakt, ist halt das, was wir Menschen brauchen und was uns nährt. Nach der ersten Zoom-Vernissage hatte ich dann auch die Idee, einen Artikel zu schreiben, wie sich der Lockdown auf die Kreativität der Künstler*innen und auf ihre Kunst selbst ausgewirkt hat.
Kreativität und Corona
Die meisten Künstler*innen kamen dann doch nach dem ersten Schock, der bei jedem individuell lang gedauert hat, wieder in die kreative Phase und die zusätzlich frei gewordene Zeit wurde kreativ genutzt und die meisten Künstler*innen waren auch sehr produktiv. Wie ich hörte, kam es bei einigen Künstler*innen sogar zu Materialengpässen! Ich selbst habe den Schwung des Sommers in den nächsten Lockdown ab November mitgenommen und habe wieder Lust, zu schreiben und etwas zu gestalten.
Was sich bei mir gravierend geändert hat, ist mein Interesse an Politik, das war vorher nicht so wirklich vorhanden. Da habe ich im letzten Jahr unglaublich viel dazu gelernt. Ich höre mir Politik-Wissenschaftler, Philosophen und alternative Medien an, da mir die Mainstream-Medien oft zu gleichgeschaltet sind und ich die Dinge gerne von allen Seiten betrachten möchte.
Mein Bemühen umweltbewusst und nachhaltig zu leben, hat sich nochmal verstärkt – auch hier habe ich Vieles dazu gelernt und lerne noch.
C-AE: Nimmst du positive Aspekte aus den Corona-Erfahrungen mit, die für dich zukunftsweisend sind?
AB: Der langanhaltende Lockdown macht schon wieder ein bisschen mürbe, aber aus der Erfahrung des ersten Lockdowns heraus, werde ich diesmal das Schreiben nutzen, um meine Gefühle auszudrücken und sei es auch nur für mich, also ohne sie zu veröffentlichen. Weiterhin habe ich vor, meinen Blog zu überarbeiten, z.B. hinsichtlich Optik und Gestaltung. Gerade habe ich ein Künstler-Interview mittels Zoom gemacht (wird in kürze veröffentlicht). Ich könnte mir gut vorstellen das so fortzuführen, also die Künstler*innen-Interviews, insbesondere für weiter weg lebende Künstler*innen, mittels Zoom zu führen. Weiterhin möchte ich über meine Gespräche mit den Künstlern auf der Straße berichten u.s.w. Also, da sind doch viel mehr Impulse und Ideen als noch im letzten Jahr .
C-AE: Vielen Dank, Angela, für deine Einblicke und Feedbacks als Kunst-Bloggerin in Corona-Zeiten!
Georg H. Schmidt
Düsseldorf im März 2021